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  Anne Holt: Gotteszahl
 
Morde aus Hass

Es passiert eine Serie von Morden, scheinbar ohne Verbindung. Im Osloer Hafenbecken wurde eine Leiche gefunden. In Bergen stirbt Eva Karin Lysgaard, die Bischöfin, die sich für „unbequeme“ Fragen heutigen Lebens engagierte. Sie wurde ausgerechnet an Heiligabend erstochen, kein Motiv kann diese Tat rechtfertigen. Dazu kommen ein toter Junkie und ein bekannter Künstler, der einen Herzinfarkt erlitt. Meistens sind diese Morde als ein „natürlicher“ Tod vorgetäuscht. Und das ist nicht alles. Jemand beobachtet das friedliche Familienleben der Bürger und bereitet höchstwahrscheinlich den nächsten Schlag vor...

Kommissar Yngvar Stubo mit seinem Team ermittelt im Fall der toten Bischöfin, sucht die Antworten in anderen Fällen, bis sich ihm plötzlich der Zusammenhang aller Opfer entfaltet. Seine Frau Inger Johanne, Psychologin und Kriminologin, steht ihm mit ihrem Wissen und hilfreichen Vermutungen zur Seite.

Eine weltweite christlich-fundamentalistische Bewegung scheint wohl in die Sache verwickelt zu sein. Ihr Programm ist Hass und Mord. Ein mystisches Ergebnis der Zahlenforschungen begründet angeblich das Recht, jeden zu töten, der den religiösen Vorstellungen dieser Bewegung nicht entspricht. Ich werde hier den Grund dieser Tode nicht verraten, damit dem künftigen Leser auch der Spaß bleibt, selber einige Mutmaßungen aufzustellen. Allerdings kommt Kommissar Stubo auch nicht gleich auf die richtige Lösung.

Es klingt jetzt eher trocken und zu wissenschaftlich, der Roman ist aber sehr fesselnd und lebendig. Nicht viel Action, dagegen aber detaillierte Beschreibungen, ausführliche Gespräche und innere Monologe machen das Buch so interessant, dass man es kaum aus der Hand lässt, bis man mit dem Lesen fertig ist. Viele Familienszenen sind sehr ansprechend beschrieben, mal humorvoll, mal rührend. Auch die vielleicht etwas ungewöhnlichen Arten der Ehe finden hier Platz und sind von der Autorin mit viel Wärme präsentiert, was einen nicht wundern muss, wenn man die Biografie von Anne Holt kennt. Die Sprache ist flüssig, die Länge der Abschnitte genau richtig, um den Leser mit den hier manchmal unbedingt nötigen trockenen Erklärungen nicht zu langweilen und die Spannung zu erhalten.

Was mich beim Lesen des Romans allerdings etwas störte, war, dass die Autorin alle englischen Begriffe und Wörter (die nicht gerade selten vorkommen) nicht übersetzt. Als ob es ganz selbstverständlich wäre, dass wohl jeder (in Norwegen und auch in Deutschland) der englischen Sprache mächtig ist. Sogar ein Brief, der wichtige Informationen für die weitere Handlung enthält und vollständig in Englisch verfasst ist, wurde nicht übersetzt. Es wird aus dem weiteren Kontext zwar ein bisschen klar, worum es im Brief ging, aber es wäre besser, dem Leser einen adäquaten Text auch in Deutsch zur Verfügung zu stellen.

Noch ein Manko, aus meiner Sicht, und ich weiß nicht, ob es sich hier um die Arbeit der Übersetzerin handelt oder um einige Unvollständigkeiten von der Autorin selber. Ich tippe eher auf die Übersetzung. Und zwar: jeder letzte Satz von einem jeweiligen Abschnitt enthält ein bestimmtes Wort, das im ersten Satz des nächsten Abschnitts wiederholt wird. Man merkt es schnell, gewöhnt sich daran und es macht Spaß zu beobachten, wie die Autorin damit spielt. Dann plötzlich fällt es in einem oder anderem Satz aus, was ich als ärgerlich empfand, weil es aus dem Konzept reißt.

Allerdings sind diese Kleinigkeiten nicht entscheidend bei dem Lesen dieses Werks, welches ich mit großem Vergnügen bewältigt habe.

Das war mein erster Roman von der internationalen Bestsellerautorin Anne Holt und auf jeden Fall nicht der letzte. Ich würde ihre weiteren Bücher gern kennenlernen, vor allem die Fälle des Osloer Kommissaren Yngvar Stubo. Das Buch „Gotteszahl“ kann ich nur weiterempfehlen für alle nachdenklichen Leser von Krimiromanen.

Eckdaten:
  • Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
  • Verlag: Piper (6. September 2010)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3492053955
  • ISBN-13: 978-3492053952
  • Originaltitel: Pengemannen
 
 
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