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  Laura Lay: Das Geheimnis der Flamingofrau
 

Die Geheimnisse eines Geheimnisses

Der eine schreibt erotische Erzählungen, der andere stellt Fragen, warum jemand erotische Erzählungen schreibt. Laura Lay hat eine Erzählung über eine erotische Erzählung geschrieben. Einigermaßen ist ihre Geschichte mehr oder weniger die Erforschung des Themas, warum man erotische Geschichten schreibt.

Hier gibt’s alles, was der Titel verspricht, und noch mehr dazu, Also gibt’s erotische Experimente, Flamingos in einem Zoo-Gehege, eine rätselhafte Frau daneben und ein Schriftsteller mit seinem Laptop, der einen Auftrag hat, diese Frau zu beobachten und die Ergebnisse als Inspiration für die Schöpfung einer erotischen Erzählung zu Benutzen. Alles scheint „streng geheim“ zu sein. Die geheime Flamingofrau, die mädchenhaft aussieht, obwohl sie bei näherer Betrachtung unerwartet reif erscheint. Der geheime Fensterladen, der anscheinend gemauert ist, trotzdem dient wahrscheinlich als die geheime Tür zum Jenseits. Die gar nicht so einfachen Aufgaben, die ein Schriftsteller von einer geheimen Auftraggeberin kriegt. Und die Erzählung selbst, die sozusagen Stück für Stück vor unseren Augen entsteht, erhält alle Rätsel ihres Erscheinens und auch nicht wenig eigene Rätsel. So müssen wir beim Lesen darüber nachdenken, ob das Material der frischgebackenen „Erzählung in der Erzählung“ die reine Spiegelung der erotischen Fantasien des Autors ist oder das stückweise beschriebene erotische Experiment von außen (z.B. von der anonymen Auftraggeberin) heikel programmiert wird. Bei der „inneren“ Erzählung handelt es um eine Sexsklavin, mit der man ziemlich verschnörkelt experimentiert. Aber wir fassen den Gedanken, ob der Autor auch zur Rolle vom Sexsklaven gezwungen wird, und zwar von der abwesenden Frau, der er niemals persönlich begegnet ist und die vielleicht gar nicht existiert. Und was ist eigentlich die Rolle der Sexpuppe? Zwangssache oder Wunschsache?

So viel psychoanalytische Fragen aus einem kleinen Sexspiel!

Solche Konstellation der Lust und der analytischen Libido-Fragen bedingt die Schlussbewertung der Erzählung, die Spitzinteressant für einige Leser und enttäuschend für andere sein kann. Für diejenigen, die gleichzeitig sowohl Intellekt als auch Einbildungskraft einschalten können, kann die Geschichte interessant und frisch sein. Für die Liebhaber der puren Erotik kann sie zum Großteil nicht viel erotischer als „Die Leiden des jungen Werthers“ scheinen. Andererseits kann sie für die Schätzer der feinen Prosa oder der harmlosen Liebeserzählungen zu naturalistisch bis brutal (zumindest im Sinne der Psychobrutalität) scheinen. Trotzdem finde ich „Das Geheimnis der Flamingofrau“ empfehlenswert, natürlich mit gewissen „FSK“-Einschränkungen.
 


Eckdaten:

  • Format: E-Book
  • Dateigröße: 143 KB
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B007ECZ06G

Meine Bewertung: ****


 

 

 
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